Zwinger "Von Discher´s Hoff"
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Der Puli


Hier möchte ich, mit Erlaubnis der Verfasserin Ulrike Wehrmann, den größten Teil eines Artikels wiedergeben, der den Puli und seine Welt sehr schön beschreibt:

Der Puli gehört zu der Gruppe der treibenden Hütehunde, sein offizieller Ursprung ist Ungarn. Seine Geschichte läßt

Tontafel mit Puli
Quelle:
Arany Csaba - Die Geschichte des Pulis
sich jedoch bis in die Zeit 4500 vor Christi zurückverfolgen. Bei Ausgrabungen im alten Mesopotamien (dem heutigen Irak) und in der Kaukas-Region wurden alte Tontafeln, Knochenstücke und Amulette mit Inschriften oder Abbildungen puliähnlicher Hunde gefunden. Zumeist handelte es sich um Grabbeigaben.
Als besonders aufschlußreich erwiesen sich alte Schrifttafeln aus Ton. Unter anderem waren folgende Wörter zu entziffern: Koj Ly (Schaf), Aba Ly (Rind), Ku Mun Dor (Komondor), Kuas Sa (Kuvasz) und PU Li (Puli). Anderen Inschriften war zu entnehmen, dass die Familien Kuth und Bana 620 Schafe mit sechs Pulis besaßen. Datiert wurde dieser Fund auf die Zeit 3500 vor Christi ! Es führte sicher zu weit, alle historischen Quellen an dieser Stelle aufzuzählen. Obwohl die Versuchung groß ist, schließlich läßt sich die Geschichte einer Hunderasse nur selten so weit zurückverfolgen. Mit der großen Völkerwanderung vor etwa 1000 Jahren gelangte der Puli mit den Schaf-und Rinderherden nach Ungarn. Der Puli gilt als hervorragender Hütehund, er ist sehr flink, gelehrig und sehr ausdauernd. In vielen Ländern der Welt wird er deshalb auch heute noch als Hütehund bei Schaf-und Rinderherden eingesetzt - auch in Deutschland.
Dank seines ausgeprägten Hüteinstinktes kann der Puli nach nur kurzer Anlernzeit bei der Herdenarbeit voll eingesetzt werden. Meist geben die Schäfer einen noch "rohen" Jungpuli zu einem erfahrenen Hütepuli in die "Lehre". Schon nach kurzer Zeit ist der Kleine dann ein vollwertiger Helfer.
Schriftliche Überlieferungen beweisen, dass der Schäfer für einen guten Puli fast seinen ganzen Jahreslohn ausgab. Doch nur die kleinen, flinken Arbeiter, die zuverlässig die Herden hüteten, die robust waren und schnell lernten, wurden als Puli bezeichnet. Die anderen wurden umgehend zum Hund degradiert, und die Schäfer trennten sich leichten Herzens von ihnen. So wurde schon früh der Spruch geprägt: "Ein Puli ist kein Hund - er ist ein Puli !"
Gegen Ende des 19. Jahrhunderts findet man die erste genauere Rassebeschreibung des Puli: "Der Puli, der zum Hüten der Schafe eingesetzt wird, ist immer etwas kleiner, als der höchste Punkt der Stiefel des Schäfers, welche etwa 40 Zentimeter hoch sind. Sein Körper wird von einem zottigen Haarkleid bedeckt, wobei die Rute auf dem Rücken getragen wird." Die organisierte Pulizucht begann etwa Anfang unseres Jahrhunderts. Erstmals wurde die Abstammung einzelner Pulis aufgezeichnet. Neben den Hüteeigenschaften achtete man nun auch mehr auf einen einheitlichen Typ. Um einen Überblick über die vorhandenen Pulis zu erhalten. wurden Hundeausstellungen organisiert. Die Schäfer waren aber nur mit für sie nützlichen Sachpreisen, wie zum Beispiel Stiefel, zur Teilnahme und Registrierung ihrer Pulis zu bewegen, eine wichtige Voraussetzung für die organisierte Zucht. Mit zunehmender Industrialisierung wurden Hütehunde zum Teil überflüssig.

Briefmarken mit Pulimotiv
Dr.Emil Raitsaits von der ungarischen Universität für Veterinärmedizin erkannte als einer der Ersten diese Gefahr für den Puli. Er unternahm alles, um für diese Hunde neue Aufgaben zu finden. Dank seines Einsatzes kam der Puli als kleiner Wächter und Begleiter mehr und mehr in die Städte. Dr. Raitsaits gelang es auch, die ungarische Polizei für diese Rasse zu interessieren. Da die Polizei nur Hunde einsetzen wollte, die 50 Zentimeter und mehr maßen, wurden nun auch übergroße Pulis zugelassen und gezüchtet, sie wurden als Polizeipuli bezeichnet. 1933 gewann ein Puli den internationalen Polizeihundwettbewerb in Wien und stellte so manchen Deutschen Schäferhund mit seinen Leistungen in den Schatten.
Neben dem Polizeipuli wurden nun auch sehr kleine Pulis, unter 30 Zentimeter zugelassen. Diese Kleinausgabe bezeichnete man als Toy-Puli. Sie wurden als Gesellschaftshunde gehalten.
Diese vielen Varianten bewährten sich allerdings nicht. Der eigentliche Charakter des Puli drohte verloren zu gehen. In der Regel wurden ohnehin die Pulis mit einer Schulterhöhe um 40 Zentimeter bevorzugt. Mit dem Rassestandard von 1966 wurden dann auch nur noch die eigentlichen Varianten in der Größe zugelassen.
Urspünglich eine Rasse mit vielen Farbvarianten, setzte sich nach dem zweiten Weltkrieg auf einmal die Meinung durch, nur schwarze Pulis seien "echte" Pulis. Die Schwarzen waren bis dahin keineswegs in der Mehrzahl gewesen. Unversehens galt es als Schande, auch andersfarbige Welpen im Wurf zu haben - man sprach nicht gern darüber und beseitigte diese Welpen. Erst in den sechziger Jahren wurden auch wieder weiße und graue Pulis akzeptiert. Zahlreiche Züchter und Liebhaber waren nicht mehr bereit, diese als "unwerte" Pulis anzusehen. So wurden nicht mehr alle andersfarbigen Puliwelpen getötet, vielmehr besannen sich verantwortungsvolle Züchter auf die eigentliche Farbenvielfalt des Puli.
Der Puli gilt heute als einer der Urväter verschiedener, heute verbreiteter Rassen. So lassen sich beispielsweise der holländische Schapendoes, der polnische Niederungshütehund, der Pudel und andere Hüte-und Wasserhunde auf den Puli zurückführen.

Aussehen und Pflege:
Der Puli ist ein eher kleiner Hütehund mit einem quadratischen Körperbau ohne jede Übertreibung. Harmonie und Funktionalität standen seit jeher im Vordergrund. Typisch ist sein Zotthaarkleid, das ihn im Sommer und Winter vor der Witterung schützt. Heute wird der Puli wieder in den Farben schwarz, weiß, grau und falb gezüchtet. Der schwarze Puli gilt als der etwas Temperamentvollere als die anderen Farbschläge, ansonsten ist die Farbe reine Geschmackssache.
Die Pflege des Zotthaarkleides beansprucht wenig Zeit. Bis zu einem Alter von etwa sechs Monaten hat der Puli ein offenes, eher plüschiges Haarkleid mit nur leicht angedeuteten Zotten. Die eigentliche Zottenbildung setzt im Alter von etwa acht Monaten ein. Langsam verliert er sein weiches Jugendhaarkleid, die abgestorbenen Haare wandern an den schon angedeuteten Zotten herunter und verhaken sich dort. Verbunden mit einer leichten Kräuselung der einzelnen Haare bilden sich die Zotten, die dem Puli das rassetypische Aussehen geben. Zu breit angelegte Zotten werden einfach mit den Händen auseinandergezogen. Nur in dieser Zeit macht die Fellpflege etwas mehr Arbeit. Sind die Zotten erst einmal angelegt, genügt gelegentliches Nachzotten. Manche Pulihalter ziehen es vor, ihren Puli von Anfang an zu bürsten und so das Fell offen zu halten. Dem Puli ist es gleichgültig, ob er Zotteln hat oder nicht. Die Pflege ist bei einem gebürsteten Puli allerdings mit ein bis zwei Stunden pro Woche zu veranschlagen - und zwar auf Dauer. Von Hundeausstellungen sind gebürstete Pulis ausgeschlossen.
Ein volles Zotthaarkleid hat ein Puli erst mit etwa drei bis vier Jahren, dann kann es bis nahe auf den Boden reichen, sofern es nicht gekürzt wird. Wie alle Langhaarhunde trägt auch der Puli fleißig kleine Stöckchen, Blätter und Sand in seinem Fell mit nach Hause, die entweder von allein abfallen oder abgesammelt werden müssen. Dagegen haart ein Puli praktisch nicht. Er hat keinen Fellwechsel zum Frühjahr oder Herbst, die Unmengen umherfliegender Hundehaare bleiben Pulihaltern erspart. Lange hat sich das Märchen gehalten, ein Puli dürfte niemals gebadet werden. Wie gesagt - ein Märchen ! Ist ein Puli stark verschmutzt oder riecht er unangenehm, gehört er, wie jeder Hund, in die Wanne. Das Bad schadet weder ihm, noch dem Fell, wenn ein gutes Hundeshampoo und anschließend eine rückfettende Spülung verwendet werden. Das Zotthaarkleid braucht allerdings längere Zeit zum Trocknen. Die Prozedur eines Vollbades sollte man ihm daher nicht zu oft zumuten. Ein bis zwei Bäder pro Jahr reichen normalerweise vollkommen aus.

Der Puli als Familienhund:
Heute wird der Puli überwiegend als Familienhund gezüchtet und gehalten. Der aufgeweckte, lebenslustige Begleiter fühlt eine enge Verbundenheit zu seinen Menschen. Insbesondere zu Kindern fühlt er sich hingezogen. Er liebt es besonders, mit ihnen zu spielen und herumzutollen. Ein Puli wird immer versuchen, die Familie beieinander zu halten - so wie er es mit einer Schafherde macht. Ein Jagdinstinkt ist bei ihm nicht ausgebildet. Das er immer bei seinen Leuten sein möchte, liegt in seiner Natur. Für einen Vollblut-Hütehund bedeutet es eben das größte Unglück, wenn ihm seine Familie (Herde) davonläuft. Auch allein zu bleiben muß der Puli erst lernen - es ist für ihn ganz und gar nicht selbstverständlich. Nach ein paar Übungen, verbunden mit den entsprechenden Kommandos, hat er es aber schnell begriffen. Der Puli lernt im Allgemeinen sehr leicht und auch gern, er will gefordert werden. Gerade in den ersten zwei Lebensjahren braucht er eine Aufgabe, fordert er geradezu Beschäftigung. In Familien mit Kindern ist er meist gut ausgelastet, wenn er mit ihnen spielen kann. Wird er in einem Ein-oder Zweipersonenhaushalt gehalten, sollte man für Ausgleich sorgen. Zum Beispiel durch Breitensport mit dem Hund, durch Agility oder Flyball. Der Puli hat ausgesprochen viel Spaß daran und kann es zu wahren Meisterehren bringen. Ist das nicht möglich, sollte man mit seinem Puli wenigstens zwei bis drei Stunden pro Tag spazieren gehen und ausgiebig mit ihm spielen. Wer dagegen nur ein Dekorationsstück für die Sofaecke sucht, sollte sich keinen Puli anschaffen. Abgesehen davon, dass er seine Lebensfreude und Energie leicht einmal an einem Sofakissen auslassen könnte, er würde wohl auf die Dauer auch verkümmern. Der Puli ist für Stadt und Land gleichermaßen geeignet, wichtig sind - wie bei allen Hunden - genügend Auslauf und der ständige Kontakt zu seiner Familie. In der Wohnung ist der Puli wachsam, ohne gleich ein Kläffer zu sein. Bei Zwingerhaltung wird er allerdings ganz schnell zur neurotischen Nervensäge. All sein Unglück über das Ausgesperrtsein wird er dann lauthals herausbellen.

Wesen und Gesundheit:
Der Puli hat eine relativ lange Jugendzeit. Wie die Fellentwicklung braucht auch die Reifung seines Wesens recht lange. Erst mit zwei, manches Mal auch erst mit drei Jahren, ist er im Wesen völlig erwachsen. Schon in der frühen Jugend sollte er mit unserer Umwelt vertraut gemacht werden. Bei der Welpenaufzucht ist besonders auf die liebevolle Prägung in der Familie und zur Umwelt zu achten. Ein Puli ist ausgesprochen fröhlich und aufgeweckt. Rohe Behandlung oder gar Schläge verträgt er nicht. Sie verderben seinen Charakter und ein ängstliches Fellbündel ist das Resultat. Bei liebevoller Erziehung und Betreuung entfaltet der Puli jedoch sein wahres Wesen: anhänglich, aufmerksam, verspielt, fröhlich, kinderlieb, liebenswert, sehr folgsam, ohne jede Aggression. Die Lebenserwartung beträgt etwa 14 Jahre, nicht selten erreichen Pulis aber auch ein Alter von 16 Jahren. Der Puli ist - dank seines ausgewogenen Körperbaus - nicht anfällig für bestimmte Krankheiten. Allerdings sollten die Ohren regelmäßig gereinigt werden, um Entzündungen vorzubeugen. Eine HD-Untersuchung ist für Zuchthunde vor der ersten Zuchtverwendung in den VDH-Vereinen Pflicht. Auch beim Puli kommt HD vor, ist aber in der Regel recht selten und nicht mit Bewegungsstörungen oder Schmerzen verbunden. Dies führt dazu, dass auch heute noch in den meisten Ländern Pulis nicht auf HD untersucht werden. Hierzulande achten verantwortungsvolle Züchter streng auf HD-gesunde Zuchttiere. Schließlich soll der Puli auch in Zukunft ein gesunder Rassehund bleiben.

Als kleine Korrektur sei angemerkt, dass der letzte überarbeitete Standard vom 13.09.2000 nur noch die Farben schwarz, weiss und maskenfalb zuläßt.